Jan Garbarek Quartet: Afric Pepperbird

Ja Garbarek credit J. Zechmeister ECM Records

Das erste Album des Jan Garbarek Quartett leuchtet auch nach einem halben Jahrhundert noch lichterloh

von Sebastian Meißner

Wer nur die späten Werke von Jan Garbarek kennt, die ruhigen, wohltönend-sphärischen und von der traditionellen norwegischen Folklore inspirierten, der wird von dem hohen Energielevel und der brachialen Experimentierwucht auf „Afric Pepperbird“ schwer irritiert sein. Dabei fängt das Album gemächlich an. Ein zurückhaltendes afrikanisches Daumenklavier und ein spärliches Becken leiten das Hauptthema von „Skarabee“ ein, und ein resignierteres, weltmüderes Thema könnte man sich kaum vorstellen. Gespielt am oberen Ende von Garbareks Altsaxophon, mit subtiler und jenseitiger Gitarrenbegleitung von Terje Rypdal. Nichts und alles passiert in den sechs Minuten des Eröffnungsstückes. Abgesehen von dem kurzen Thema ist alles komplett improvisiert und trotzdem absolut fesselnd, ohne jemals in die Falle des totalen Kontrollverlustes zu geraten.

Harte, brutale Musik

Noch eindringlicher ist „Beast Of Kommodo“, das mit einem akustischen Bass- und Schlagzeugriff im hektischen 9/8-Takt beginnt, begleitet von Captain Beefheart-artigen, zufällig platzierten Gitarrenakkorden von Rypdal. Nach etwa anderthalb Minuten bricht der Song derart wild und ungezähmt aus, dass es einem angst und bange werden könnte. Das ist zwölf Minuten lange harte, brutale Musik, die zu hören aber eine Befreiung ermöglicht.

Jan Garbarek und die Freundschaft

Weitere Highlights sind das wildwachsige Titelstück, das permissive „MYB“ und das dieses Album versöhnlich abschließende „Blupp“. Danach kehrt Ruhe ein und ein Gefühl der Befreiung. Wenn die Musik ihre Wirkung vollständig entfaltet hat, ist wenig wie zuvor. Das Album wurde an zwei Tagen im September 1970 im Bendiksen Studio in Oslo aufgenommen. Und es legte den Grundstein für eine lebenslange Verbundenheit des Norwegers mit seinen Mitstreitern (dem Gitarristen Terje Rypdal, dem Bassisten Arild Andersen und dem Schlagzeuger Jon Christensen) genauso wie mit dem Label ECM, bei dem er den absoluten Großteil seiner Alben veröffentlichte. Es bleibt aber bis heute ein Exot in der Diskographie des Norwegers. Und ein Meilenstein der freien ausdrucksstarken europäischen Improvisationsmusik.

„Africa Pepperbird“ von Jan Garbarek erscheint am 01.03.2024 bei ECM Records. (Beitragsbild von J. Zechmeister)

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