BRTHR: Brother – Albumreview

Nach den Südstaaten der USA klingen die Songs auf dem Album „Brother“. Das dahinter stehende Duo BRTHR kommt – aus den Südstaaten Deutschlands. Man hört es zu keiner Sekunde.

von Werner Herpell

Manchmal täte es ganz gut, ein Album beim allerersten Mal ohne jeden Kontext zu hören. Also mal die PR-Vorabtexte und ihre mehr oder weniger hilfreichen Fingerzeige ignorieren, die Musik ohne Vorwissen genießen. Und damit ohne Vorurteile. Unbekannte Songs auf sich wirken lassen und überlegen, wo sie wohl herkommen. Dann würde man bei BRTHR sicher nicht darauf tippen, dass deren Platte „Brother“ von Seelen-Brüdern (got it?) aus dem Schwäbischen stammt.

Viel Southern-Soul-Feeling

BRTHR Brother Cover Backseat

Und das ist hier ausdrücklich als Kompliment gemeint. Denn diese neun Lieder atmen

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so viel Southern-Soul- und Americana-Atmosphäre, dass man aus dem Staunen nicht mehr raus kommt. Die Gitarren, die ächzende Orgel, die mal lässigen, mal schwitzigen Grooves, die Streicher, die Bläser, die Backing Vocals – sofort denkt man an die legendären Label Stax oder Hi Records in Memphis/Tennessee, an die Studios Muscle Shoals und Fame, wo solche Sounds in den Sixties/Seventies unter der Regie genialer Produzenten wie Willie Mitchell, David Porter oder Steve Cropper entstanden und veröffentlicht wurden.

Jetzt aber mal endlich die Karten auf den Tisch: BRTHR, das sind tatsächlich die beiden Stuttgarter Philipp Eißler (Gitarre, Gesang) und Joscha Brettschneider (Gitarre) – zusammen mit einigen Musikerfreunden wie Richard Koch (Trompete) richten sie auf „Brother“ eine schmackhafte Mixtur aus Country-Soul, Slow/Midtempo-Funk, Softpop, Folk und sogar einer Prise relaxtem Reggae („When The Morning Comes“) an, die sich vor Idolen wie Al Green, Dan Penn/Spooner Oldham, Bill Withers, J.J. Cale und Jeb Loy Nichols (an den ich mich am häufigsten erinnert fühle) nicht verstecken muss.

BRTHR begeistern mit Liebe zum Detail

Natürlich wird das Americana-Rad hier nicht neu erfunden – wie auch bei einer Musik, die so knietief in der Tradition ikonischer Künstler und Musikstädte steht. Aber vom Feeling und vom handwerklichen Geschick her ist das in Berlin und der schwäbischen Landeshauptstadt produzierte „Brother“ ein hervorragendes Album, dem man die Liebe zum pophistorischen Detail und zum authentischen Südstaaten-Soul-Songwriting jederzeit anhört. Und toll gesungen wird hier auch. Well done, Stuttgart Soul Brothers!

Bessere Musik zum entspannten Angrillen in den nächsten Frühlingswochen dürfte es also kaum geben. Und auch live wird das BRTHR-Kollektiv bestimmt nicht enttäuschen. Die Termine: 12.04. Berlin – Monarch, 13.04. Dresden – Blue Note, 14.04. Stuttgart – Merlin, 02.05. Hamburg – Brückenstern, 03.05. Kiel – Hansa48, 04.05. Stade – Hanse Song Festival.

Das Album „Brother“ von BRTHR errscheint am 22.03.2024 auf Vinyl und digital bei Backseat.

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